"Liebe geht durch den Magen" oder "Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen" - der Volksmund weiß um die vielfältige Bedeutung der Nahrungsaufnahme. Mit diesem Sommerheft der iaf-informationen wollen wir Ihnen einige kulturell geprägte Varianten kulinarischer Genüsse vorstellen, sozusagen aus dem Nähkästchen binationaler Küchen plaudern: auch hier findet Integration statt! Für den gelungenen interkulturellen Speisezettel braucht es eine Prise Neugier, einen Schuss Mut zum Risiko, eine Messerspitze Experimentierfreude und die Überwindung eingefahrener Geschmacksnerven. Also das, was auch sonst die "basics" für's interkulturelle Zusammenleben sind. Erstaunlich eigentlich, dass wir von der Pluralität unserer Essgewohnheiten so wenig für den Alltag außerhalb der Küche lernen. Zuzugsbeschränkungen für mexikanische Tortillas? Italienische Eisdielen als Zeichen kultureller Überfremdung? Wie langweilig wäre deutsche Gulasch ohne eine Prise scharfen Paprikas. Apropos: auch die urdeutsche Kartoffel ist mal eingewandert, ganz ohne Visum. Eine Entdeckung unter vielen, die Binationale in Kassel während eines Fotoprojekts gemacht haben.
Die gemeinsame Mahlzeit ist in vielen Kulturen die Zeit für das Zusammenkommen der Familie. In den meisten Ländern dieser Erde sitzen da nicht selten zwanzig Personen zusammen. In Deutschland ist das eher selten, bedarf langfristiger Verabredungen und besonderer Anlässe. Auch wer zum engeren Kreis dazu gehört ist durchaus eine kulturelle Frage. Dabei ist das Netzwerk, das große und weitverzweigte Familien bilden, nicht zu unterschätzen. Unter der Rubrik "Integration und Familie" plädieren wir in diesem heft für die stärkere Nutzung der Ressource "Familie" - sei es bei der Vernetzung im Stadtteil oder bei der Sprachförderung ihr Kinder. Migration ist ein Familienprojekt - Integration ebenfalls. Gesetze und Behörden sollten Familien ausländischer Herkunft bei ihren Entscheidungen beraten und unterstützen, anstatt sie durch restriktive Regelungen zu verunsichern.
Das schmeckt nicht allen. Wobei wir wieder bei den sinnlichen Genüssen wären. "Eine gute Rindssuppe geht mit dem Humanismus ausgezeichnet zusammen" sagt Bert Brecht in seinen Flüchtlingsgesprächen. Das schlagen wir mal der Bundestagskantine vor.
Kommen Sie gut durch den Sommer! Und trinken Sie viel - nicht nur Caipirinha!
Viel Spaß bei Lesen wünscht
Cornelia Spohn
