IAF Verband binationaler Familien und Partnerschaften


der ball ist bunt

Rezension:
"Der Ball ist bunt. Fußball, Migration und die Vielfalt der Identitäten in Deutschland" Diethelm Blecking, Gerd Dembowski (Hrsg.); Brandes & Apsel, Frankfurt/M. 2010

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat als jüngstes Team im gerade zu Ende gegangenen Turnier überzeugt. Dabei war nicht zu übersehen, dass ca. die Hälfte der 22 Spieler einen eigenen oder familiären Migrationshintergrund haben. „Ethnisch gemischte Teams funktionieren besser“, sagt Mirko Slomka, Trainer des Bundesligisten Hannover 96 (S. 59). Eigenarten, Einfühlungsvermögen, verschiedene kulturelle Aspekte in eine Mannschaft einzubringen wirkt bereichernd und entwickelt den (Profi)Fußball weiter.

Mehrere Fußballspieler kommen in der vorliegenden Publikation zu Wort wie Mesut Özil, Patrick Owomoyela, Halil Altintop – aber auch Aysun Bademsoy, denn auch der Frauenfußball erhält eine Stimme. Auch der Frauenfußball findet bei Mädchen mit Migrationshintergrund großen Zuspruch.

Die Herausgeber informieren über die Entwicklung des Fußballs in Deutschland, über seine Einführung durch weltoffene und kosmopolitisch eingestellte Bevölkerungsgruppen. Es war die bürgerliche Gesellschaft, vorwiegend gutsituierte vorzugsweise jüdische Familien, die den Fußball Mitte des 19. Jahrhunderts aus England nach Deutschland holten. Parallel wurde die Entwicklung von Briten unterstützt, die wegen Ausbildung oder Beruf auf den Kontinent kamen. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass Fußball dem Leser / der Leserin als Raum für vielfältige Lebensentwürfe vorgestellt wird. Sportliches Prinzip kennt keine Ausgrenzung. Das nicht alles problemlos läuft, wird ebenso thematisiert. In den Fußballvereinen und auch im DFB wird viel von Integration gesprochen, von Diskriminierung ist allerdings keine Rede. Spielen Migrant/innen in eigenen selbstorganisierten Fußballteams, so wird ihnen regelmäßig Ghettobildung vorgeworfen, meist ohne sich mit den Gründen für solch eine Entscheidung auseinanderzusetzen. Heute wird bewusst gegen rassistische Diskriminierung vorgegangen sowie versucht Geschlechterbarrieren zu überwinden. Seit 2006 ist Gül Keskinler als Integrationsbeauftragte im DFB tätig und gehört dem Vorstand mit beratender Stimme an. Sie verkörpert in zweierlei Hinsicht Minderheiten, als Frau und als Mensch mit Migrationshintergrund.

Gut gewählt ist die Mischung der Textsorten. Neben zahlreichen Interviews, die Einblicke in viele Lebensentwürfe bieten sowie Erfahrungen und Haltungen skizzieren, informieren soziologische und historische Abhandlungen. Dadurch ist das Buch auch für weniger an Fußball Interessierte lesenswert und empfehlenswert.
(Hiltrud Stöcker-Zafari)


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